Eine Katze hat sieben Leben, sagt man. Eine PET-Getränkeflasche hat wesentlich mehr!
Begleite Petra, die PET-Flasche, auf ihrem Recyclingkreislauf
Der Recyclingkreislauf sorgt dafür, dass der Wertstoff PET immer wieder Verwendung findet. Wichtig ist aber, dass die Fraktion rein bleibt, das heisst, dass die Sammlungen möglichst keine Fremdstoffe enthalten. Dann können sie ihre Reise antreten – wie Petra, unsere PET-Flasche.
Geboren wurde Petra als PET-Rohling, auch Vorformling genannt, bei einem Kunststoffverarbeiter im Schweizerischen Bilten. Damals sah sie noch aus wie ein dickes Reagenzglas aus Polyethylenterephthalat. Daher auch die Bezeichnung PET. Polyethylenterephthalat wird aus Erdöl gewonnen. Zusammen mit einigen ihrer Schwestern wurde sie nach kurzer Lagerung nach Rothrist zu einem Getränkehersteller gebracht.
Aus dem PET-Rohling wird eine stolze PET-Getränkeflasche
Dort wurde es dann so richtig unangenehm. Petra weiss noch genau, wie es sich anfühlte, als sie auf 120°C erhitzt wurde, um dann von der Reckstange in die Länge gezogen zu werden. Und dann der Druck, mit dem sie in die Aluminiumform gepresst wurde! Wie erfrischend hingegen das Wasser, mit dem sie unmittelbar danach gekühlt wurde! Und als sich Petra dann so ansah, frisch aus der Streckblasmaschine ausgespuckt, war sie eigentlich ganz schön stolz auf ihre Rundungen. «Schönheit muss halt leiden», dachte sie bei sich, insgeheim aber doch sehr froh, die Prozedur hinter sich zu haben.
Allzu viel Zeit hatte Petra, unsere PET-Flasche, nicht, sich zu betrachten. Denn schon ging’s weiter in die Abfüllanlage. Huh, wie das kitzelte, als sie mit dem sprudelnden Getränk gefüllt wurde! «Das ist also mein Lebensinhalt», dachte sie kurz, ehe das Förderband zu ruckeln begann und sich Petra auf ihr Gleichgewicht konzentrieren musste.
Von der Abfüllanlage ging’s dann ins Lager, wo Petra einige Tage Zwischenhalt machte, bevor sie zusammen mit ihren Schwestern in einem grossen Lastwagen nach Baden AG zu einem Detailhändler ins Regal kam. Sie hatte eine kurze Reise. Wie Petra später hörte, wurden einige ihrer Schwestern quer durch die Schweiz bis ins Tessin gebracht. Und einige kamen sogar ins Ausland!
Gerade, als sie begann, sich im Regal so richtig wohlzufühlen – sie war gerade bei einem Schwatz mit der PET-Flasche hinter sich – packte sie eine Hand am Hals. Unsanft landete sie in einem Einkaufswagen zwischen Windeln und Salat. Als sie dann auf dem Förderband der Kasse lag, fühlte sie sich etwas ausgestellt. Ausserdem war ihr mulmig zumute. Was erwartet sie als nächstes?
Eine kurze Fahrt im Kofferraum eines Autos, eine Treppe hoch – und dann wurde es kalt. Und dunkel. Die Menschen hörte Petra nur noch gedämpft. Und da waren viele Geräusche, die sie nicht kannte. Petra hatte etwas Angst. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit der Bierflasche nebenan anzufreunden. Die Freundschaft währte allerdings nicht lange, denn schon bald wurde Bert, das Bier, aus dem Kühlschrank genommen. Petra war wieder allein.
Einmal mehr wurde die Türe geöffnet und Petra wurde von einem harten Lichtstrahl getroffen. Bedrohlich kam eine Hand auf sie zu und packte sie an der Gurgel. Nicht so fest schütteln, sonst muss ich mich übergeben! Mit einem leisen Plopp wurde sie auf einen Tisch gestellt. Wieder einmal fühlte sich Petra total ausgestellt. Und was für ein Lärm! Kinder schrien durcheinander, Menschen wuselten hin und her. War das jetzt so ein Fest, von dem schon im Regal beim Detailhändler gemunkelt wurde? Die Menschen haben komische Gewohnheiten! Während Petra gedankenverloren vor sich hin träumte, wurde sie plötzlich an der Taille gepackt. Mit einem Ruck wurde ihr der Deckel vom Kopf gerissen. Autsch! Ehe Petra es sich versah, drehte man sie um und das blubbernde Getränk floss aus ihr heraus. He, was geht hier vor?
Petra im PET-Recycling-Sammelsack
Das geschah noch einige Male, bis Petra schliesslich leer war. Doch was nun folgte, war viel schlimmer! Eine Hand drückte Petra flach zusammen und schraubte dann den Deckel drauf. Petra gefiel das gar nicht. «Wo sind denn meine Rundungen geblieben?» fragte sie sich verzweifelt. Ehe sie es sich versah, landete sie in einem grossen Sack. Der war zwar in einem dunklen Raum, und eng war es auch. Aber wenigstens war der Sack voll von ihresgleichen! Zögerlich fragte sie ihre Nachbarin, ob sie wüsste, wo sie denn seien. «In einem Recyclingsack für PET-Flaschen, ist doch klar!» gab diese etwas schnippisch zur Antwort. «Schon gut, man wird ja wohl noch fragen dürfen!» murmelte Petra vor sich hin. Ob sie wüsste, wie lange sie da drin sein werden, fragte sie noch. «Einige Wochen wohl. Ich bin nun schon drei Wochen hier, und der Sack ist erst halb voll. Du gewöhnst dich wohl besser an mich. Aber dass das klar ist – ich habe hier das Sagen!» Petra verdrehte die Augen. Sie hatte nicht gewusst, dass PET-Flaschen so zickig sein können! Tatsächlich dauerte es einige Wochen, bis Petra zusammen mit ihren Schwestern in ein Auto geladen wurde. Auch wenn sie sich mittlerweile an ein Leben im Recyclingsack gewöhnt hatte, freute sich Petra auf etwas Neues. Vielleicht ein bisschen zu früh.
Das Auto fuhr ein kurzes Weilchen, bis es in einem Industriequartier einen Bogen schlug, eine Rampe hinaufffuhr und in einer grossen Halle anhielt. Petra und die anderen PET-Flaschen sind in der entsorgBar angekommen! Den Wurf in den Container hätte Petra ja noch verkraftet, aber als sie von einer furchterregend grossen Maschine mit all ihren Schwestern zu einem riesigen Block gepresst wurde, ging ihr wörtlich die Luft aus. Zusammen im Pressballen waren sie fast 300kg schwer! Der Weg dahin war auch nicht besser – auf einem Förderband wurden sie durch eine hohe Halle transportiert, und an verschiedenen Punkten von automatischen Schiebern hin- und her gespickt. Einige der mit ihr gereisten Flaschen wurden vom Förderband weggespickt. Ob deren Schicksal besser war? Nach einiger Zeit stellte sie fest, dass alle PET-Flaschen um sie herum die gleiche Farbe haben. Wozu das? Petra wollte zurück ins Regal des Grossverteilers! Der Wunsch sollte zwar in Erfüllung gehen, aber davor hatte sie noch einiges zu erdulden.
In den grossen Block gepresst, ging es wieder auf die Reise. Nach einer aufregenden Bahnreise, von der Petra leider nicht viel hatte – sie war fast in der Mitte des Pressballens eingeklemmt – erreichten sie ihr Ziel: eine Schweizer Recyclinganlage. Dort ging es richtig zur Sache. Das schöne, bunte Etikett, an dem Petra so grosse Freude hatte (auch wenn es nach all der Abenteuer, die Petra in letzter Zeit erlebt hatte, arg zerknittert war), wurde ihr vom Körper gerissen. Der Deckel wurde ihr einmal mehr vom Kopf gezerrt.
Petra, die PET-Flasche, wird als Wertstoff dem Recyclingkreislauf zugeführt
Was ist das denn? Wieder auf einem Förderband, raste Petra auf zwei riesige Rollen mit Zähnen zu. Ehe sie es sich versah, wurde sie von diesen verschlungen. Für kurze Zeit verlor sie das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kam, war sie richtig geschreddert. Lange hatte Petra aber nicht Zeit, sich zu erholen. In riesige Säcke gefüllt, wurde sie als Granulat auf einen Lastwagen verfrachtet. Einige Zeit war sie unterwegs, quer durch die Schweiz. Schliesslich bog der Lastwagen auf einen Werkhof ein. «Moment mal – das kenn ich doch!» dachte sich Petra. Sie war wieder in Bilten! Als sie einige Tage später in einen Ofen gegossen wurde, hatte Petra schon etwas Bammel vor der Hitze. Aber irgendwie hat sie die dann ganz gut verkraftet. Und als sie als PET-Rohling aus der Anlage kam, wusste sie eines – bald würde sie ihre schönen Rundungen zurückerhalten!